Collective Action und Interne Revision - ein Überblick (1)

Im Rahmen der Globalisierung verlangt der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, dass Unternehmen Märkte erschließen, die nicht immer die optimalen Rahmenbedingungen hinsichtlich des politischen Systems, des Rechtssystems oder der gesellschaftlichen Werte- und Normenordnung bieten können. Wenn diese Rahmenbedingungen jedoch ganz fehlen oder in Gänze ungeeignet sind und sie darum Korruption und Bestechlichkeit kein Einhalt gebieten können, haben Unternehmen die Möglichkeit, ein Kollektiv zu bilden. Dieses kollektive Handeln - collective action - kann diese Rahmenbedingungen schaffen. Die Einschätzung und Evaluation der Ist-Situation durch die Interne Revision spielt dabei eine erhebliche Rolle.

 

Collective Action

Wie kollektives Handeln ein systemisches Equilibrium schaffen kann.

Globalisierung bedeutet auch die Erschließung neuer Märkte in anderen Ländern, anderen politischen und gesellschaftlichen Systemen und anderen generellen Rahmenbedingungen. Politik, Recht und das gesellschaftliche Werte- und Normensystem stellen ein Rahmengerüst dar, an welchem sich auch unternehmerische Praxis orientiert. Orientierung, Konformität und Sanktionierung stehen in diesem System als Eckpfeiler. Doch was, wenn dieses Gerüst zu schwach ist oder nicht existiert?

 

Begriff

Die Grundlagen des Konzepts wurden von Vilfredo Pareto gelegt, einem Denker und Ökonomen. Vereinfacht ausgedrückt, besteht das Problem des kollektiven Handelns in der Ökonomie darin, dass die handelnden, für sich selbst den Nutzen maximierenden Beteiligten kein grundsätzliches Interesse daran haben, sich an der Erstellung eines Kollektivgutes zu beteiligen, selbst wenn dies anschließend mit einem Nutzen für sie verbunden wäre.

Die Unsicherheit darüber, ob es zu einem tatsächlichen Nutzen kommt, sowie die Frage danach, ob die anderen Beteiligten ebenfalls ihren Beitrag leisten, stellen eine Mitwirkung infrage. Ein weiteres theoretisches Problem ist das des Trittbrettfahrers, der sich nicht in das kollektive Handeln einbringt, aber den Nutzen daraus für sich beanspruchen kann.

Übertragen auf die Korruptionsvermeidung, versteht man unter collective action die Bildung von Allianzen unter bestimmten Randbedingungen, um Korruption zu vermeiden.

 

Collective Action

Korruption stellt eine der größeren Herausforderungen in der globalen Wirtschaft dar. Sie ist der Inbegriff eines selbstbezogenen Bildes, in dessen innerstem Kern Gewinnstreben steht. Eine Behörde, eine NGO oder ein Unternehmen, die in ihrer Mitte Menschen haben, die möglicherweise korrumpierbar und käuflich sind, wird über kurz oder lang an diesen Praktiken zugrunde gehen. Skaliert auf ein Wirtschaftssystem, etwa auf das eines Landes, bedeutet dies, dass Nepotismus und Korruption den Wettbewerb verzerren bzw. gänzlich auslöschen, da Bezugssysteme wie Gesetze und Vorschriften unterminiert werden und dem System immanenten Elementen, wie fairer Handel und lauterer Wettbewerb, die Funktionsgrundlage entzogen werden.

Die Normen und Werte eines Systems stellen mithin die Struktur dar, die verhindert, dass eben diese Normen und Werte nicht verfallen und damit rechtsfreien Räumen und anarchischen Strukturen Platz bieten. Im Umkehrschluss bedeutet dieser Selbstschutz des Systems auch, dass bei schon bei kleinen Mängeln an diesen fundamentalen Strukturen dieser Selbstbezug dazu führt, dass das System scheinbar stabil bleibt, aber Korruption, Nepotismus und Wirtschaftskriminalität insgesamt florieren, da die Selbstkontrolle des Systems, etwa durch oberste Gerichte oder die Verfassung eines Landes, nicht funktioniert.

Zu Teil 2